Warum die FED und die EZB die Inflation unterschiedlich bekämpfen

Noch vor Monaten gingen FED und EZB noch recht gelassen mit dem aktuellen Inflationsgeschehen um und stuften die weltweite Teuerung übereinstimmend als vorübergehend ein.

Am Mittwoch zog die FED jedoch die Notbremse und kündigte an, das bereits im November begonnene Tapering nun noch zu beschleunigen und die Anlagekäufe noch stärker zurückzufahren als zuvor anvisiert. Auch Zinserhöhungen stellte die US-Notenbank in Aussicht.

Doch auch nachdem die Bank of England überraschend den Leitzins um 0,15 Prozentpunkte angehoben hat, bleibt die EZB nach wie vor gelassen. Zwar will auch die Europäische Zentralbank Ende März aus dem Notkaufprogramm für Anleihen aussteigen, doch im Euroraum bleibt der Leitzins weiterhin auf 0 Prozent.

Der vorsichtige Kurs der EZB hat jedoch gute Gründe, denn die Inflation in den USA ist nicht in allen Punkten mit der im Euroraum gleichzusetzen.

Starker Preisanstieg bei Hochkonjunktur zwingt FED zum Handeln

Sowohl die USA als auch Europa haben mit der starken Inflation zu kämpfen. Lag die Inflationsrate im Euroraum zuletzt bei 4,9 Prozent, erreichte die Teuerungsrate mit mehr als 6 Prozent in den USA einen noch höheren Wert.

Doch anders als im Euroraum hat die US-amerikanische Wirtschaft die Corona-Krise längst überwunden. Steigende Preise trotz starkem Wirtschaftswachstum, steigendem Konsum und kräftigen Lohnerhöhungen zwingen die FED daher zum Handeln.

Europa befindet sich noch immer am Rande der Rezession

In Europa sieht die Lage indes ganz anders aus. Auch hier belasten die stark steigenden Preise die Wirtschaft und die Verbraucher gleichermaßen, doch die europäische Wirtschaft hat die Corona-Krise noch längst nicht vollständig überwunden und ihr Niveau von vor Corona erreicht.

Der Aufschwung der europäischen Wirtschaft fiel bisher weitaus geringer aus als der in den USA. Hinzu kommt nun die neue Omikron-Variante. Viele Ökonomen sehen daher den bislang schwachen Aufschwung akut in Gefahr. Infolge senken die Forscher immer wieder ihre Prognosen für 2022. Die europäische Wirtschaft befindet sich daher für viele Experten gerade am Rande einer Rezession.

EZB will die Entwicklung beobachten

Es gibt einige Gründe, warum die Inflation im nächsten Jahr geringer ausfallen könnte. So werden in Deutschland nicht so wie im vergangenen Jahr die Mehrwertsteuersätze angepasst und auch die Ölpreise werden im nächsten Jahr nicht mehr so stark ansteigen wie in 2021. Dazu gehen viele davon aus, dass sich die Lieferkettenprobleme im Laufe des kommenden Jahres auflösen werden.

Die EZB will daher die Entwicklung der Inflation im Euroraum erst einmal beobachten. Ab Ende März will die Europäische Zentralbank jedoch aus ihrem Anleihenotprogramm aussteigen. Eine Erhöhung des Leitzinses ist aber frühestens 2023 geplant.



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