EZB – schnellere Reduzierung der Anleihekäufe und neue Inflationsprognose

Erst die Corona-Krise, dann der Ukraine-Krieg – seit geraumer Zeit stehen nicht nur in Deutschland Wirtschaft und Verbraucher unter Dauerbeschuss. Der Kampf gegen eine drohende sinkende Wirtschaftslage und immer höhere Preise sind Tendenzen, die die Rufe nach einem schnelleren Ausstieg der EZB aus ihrer ultralockeren Geldpolitik immer lauter machen.

Auf ihrer aktuellen Pressekonferenz gab die Europäische Zentralbank nun bekannt, doch schneller als geplant aus ihrem Anleihekaufprogramm auszusteigen. Gleichzeitig erhöhte sie auch ihre Inflationsprognose. Der Leitzins bleibt erst einmal weiterhin auf seinem Rekordtief. Künftige Zinserhöhungen schließt die EZB-Chefin jedoch nicht aus.

Schnellerer Ausstieg aus Anleihekaufprogramm

Wie EZB-Chefin Christine Lagarde auf der aktuellen Pressekonferenz der EZB bekannt gab, wird das Anleihekaufprogramm APP Ende Juni erneut um 20 Milliarden Euro reduziert, sodass es bereits im dritten Quartal 2022 komplett auslaufen könnte. Damit haben sich die Währungshüter nun doch zu einem schnelleren Ausstieg als ursprünglich geplant aus ihrem Anleihekaufprogramm entschlossen.

Schon im Dezember hatte die EZB angekündigt, über das Anleihekaufprogramm PEPP nur noch bis Ende März zusätzliche Wertpapiere zu kaufen. Die Anleihekäufe der EZB unterstützen sowohl ganze Staaten, als auch Unternehmen und waren anlässlich der Corona-Pandemie ins Leben gerufen worden.

Mit dem schnelleren Ausstieg aus den Hilfsprogrammen wird auch der Weg frei für einen Ausstieg aus der lockeren Zinspolitik. Zwar bleibt der Leitzins vorläufig weiterhin bei 0 Prozent, doch zumindest bisher waren Zinserhöhungen eng an das Ende der Anleihekaufprogramme gebunden.

Laut EZB sollen erste Zinserhöhungen nun einige Zeit nach der Beendigung der Anleihekaufprogramme erfolgen. Dennoch bleibt weiterhin offen, ob tatsächlich in absehbarer Zeit eine Zinserhöhung erfolgt.

Inflationsprognose angehoben

Ebenfalls korrigiert wurde die Inflationsprognose für 2022. Ursprünglich rechnete die EZB mit einer Inflationsrate von 3,2 Prozent. Nun wurde die Prognose offiziell auf 5,1 Prozent angehoben.

Auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) geht von einem weiteren Anstieg der Inflation aus. Aufgrund des russischen Angriffskrieges in der Ukraine rechnen die Ökonomen im weiteren Verlauf des Jahres mit einer sinkenden Wirtschaftsleistung und gleichzeitig ansteigenden Preisen.

Bei ihren Prognosen sind die DIW-Ökonomen weitaus pessimistischer als die EZB. Im Falle weiterer Sanktionen gegen Russland oder gar einer weiteren Eskalation prognostizieren sie sogar eine Inflationsrate bis zu 10 Prozent.

DIW-Präsident Marcel Fratzscher betonte dabei, dass nicht allein die Energiepreise bei einer solch düsteren Inflationsprognose ausschlaggebend sind. Auch die Preise für andere Rohstoffe wie Seltene Erden steigen aufgrund der Lieferkettenprobleme überproportional.

Dazu gehen die DIW-Experten von einem starken Preisanstieg bei Lebensmitteln aus, denn Russland war bislang einer der wichtigsten Exporteure von Weizen und von Düngemitteln.



NEWSLETTER ABONNIEREN!

JETZT KOSTENFREI ANMELDEN