Evergrande erhält Zahlungsaufschub in letzter Minute

Das Schuldendrama rund um den chinesischen Immobilienkonzern Evergrande scheint auch nach Monaten kein Ende zu nehmen. Der in Geldnöten geratene Immobilienentwickler bat am Donnerstag um einen Zahlungsaufschub für die fällige Zinszahlung für eine Yuan-Anleihe.

Heute wurde bekannt, dass die Gläubiger der Bitte in letzter Minute stattgegeben haben. Das bedeutet für Evergrande zunächst einmal Rettung in letzter Sekunde. Doch abgewendet ist die Krise damit noch lange nicht, zumal auch andere chinesische Immobilienkonzerne um die Verlängerung von Zahlungsfristen gebeten haben.

Zahlungsaufschub erst einmal gewährt

Das Drama um den chinesischen Immobilienentwickler Evergrande geht offenbar in die nächste Runde. Seit Monaten ist der Konzern mit mehr als 300 Milliarden US-Dollar in argen Zahlungsschwierigkeiten und sucht händeringend nach immer wieder neuen Lösungen.

Bislang gab es jedoch nur Zahlungsausfälle bei Anleihen für ausländische Investoren. Erst im Dezember geriet der Immobilienkonzern erneut in die Schlagzeilen, weil die Nachfrist für eine fällige Zinszahlung verstrichen war.

Die Zinsen für lokale Anleihen zahlte der Konzern bis jetzt planmäßig. Doch offenbar ist Evergrande nun auch nicht mehr in der Lage diese Zinsen fristgerecht zu begleichen. Der Immobilienentwickler bat daher gestern die Gläubiger für eine fällige Yuan-Anleihe um Zahlungsaufschub.

Wie heute bekannt wurde kamen die Gläubiger dieser Bitte in letzter Sekunde nach und verschaffen dem Immobilienriese damit zunächst eine weitere Atempause.

Der Zahlungsaufschub betrifft jedoch nur die Zinsen für eine Anleihe in Höhe von 157 Millionen US-Dollar und ist somit nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Zahlungsschwierigkeiten auch bei anderen chinesischen Immobilienkonzernen

Evergrande ist einer der größten Immobilienentwickler in China. Die Schieflage des großen Konzerns setzt viele weitere chinesische Immobilienfirmen weiter unter Druck, sodass auch viele der kleineren Konkurrenten längst in Zahlungsschwierigkeiten sind.

So baten nun auch die chinesischen Immobilienunternehmen Shimao und Yuzon ihre Gläubiger um eine Verlängerung der Zahlungsfristen.

Gefahr für die Weltwirtschaft

Die Weltbank bekräftigte indes in ihrem Wirtschaftsprognosebericht in dieser Woche erneut ihre Warnung vor den erheblichen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, wenn der allgemeine Abschwung im Immobiliensektor in China weiter anhalten sollte.

Evergrande ist bei Weitem nicht der einzige chinesische Immobilienkonzern in Zahlungsschwierigkeiten. Regulatorische Einschränkungen im Kreditgeschäft über viele Jahre sorgten im gesamten chinesischen Immobiliensektor für arge Liquiditätsengpässe.

So berechnete die Weltbank für die gesamten Schulden der Branche eine Höhe, die in etwa 30 Prozent der chinesischen Wirtschaftsleistung entspricht.

Die Aktienkurse der betroffenen Firmen sind längst im freien Fall und Ratingagenturen haben die Bonität der Unternehmen längst zurückgestuft.

Dass die Krise rechtzeitig eingedämmt werden kann, zweifeln viele Experten an. So gehen auch die Analysten der Investmentbank Nomura davon aus, dass sich die Krise statt abzuschwächen noch weiter verschärft.



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